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Was ist „Fürstlicher Strizzirock“ und wer ist dieser Metternich?

Ein Sound, welcher dir gnadenlos und geradeaus eine Watsche runterhaut, ein Sänger mit einer wahnsinnig tollen Stimme, welcher Geschichten aus dem Wiener Alltag erzählt, ein Koalabär aus Schönbrunn, welcher die Gitarre wie kein anderer spielt, ein Bassist, der die Lines zieht wie ein Weltmeister, und ein Schlagzeuger, welcher ordentlich reinhaut. Das ist Metternich.

Seit wann macht ihr Musik, und vor allem, seit wann als Metternich?

Zenz: Ich denke, wir machen schon ziemlich lange Musik. Ich persönlich habe damit angefangen, als ich etwa 4 oder 5 Jahre alt war. Metternich existiert seit Ende 2016 oder Anfang 2017.

Koala: Ich habe schon als Koalababy angefangen und habe schon damals gerockt. Das hat sich nie geändert, und ich rocke immer noch.

Doc: Der Doc Hubert begann schon im Alter von 5 Jahren mit dem Musizieren und saß am Schlagzeug und trommelte. Später musste er auch Klavier in der Volksschule spielen, obwohl er das nicht wirklich wollte.

Warum nicht?

Doc: Es hat mir einfach keinen Spaß gemacht. Ich glaube, es lag an meiner Lehrerin. Sie bestand immer darauf, dass ich nach Noten spiele, aber ich habe immer nach Gehör gespielt, und das hat ihr nicht gefallen. Wenn mir jemand etwas vorgespielt hat, konnte ich es immer gut nachspielen. Ich weiß nicht, ob meine Klaviergeschichte hier so interessant ist, aber…

Zenz: Ich möchte noch ergänzen, dass ich mit der Mandoline und dem Akkordeon angefangen habe!

Doc: Koala hat zwar immer schon gerockt, aber ich kann hier enthüllen, dass sein erstes Instrument tatsächlich das Klavier war. Oder vielleicht die Flöte, er war sicherlich ein Bläser!

Karlin: Man sollte nie vergessen zu erwähnen, dass der Koala eigentlich ein grandioser Pianist ist, der dann plötzlich als Teenager realisiert hat, dass Gitarre viel cooler ist. Und dann hat er sich das Gitarrenspiel angeeignet.

Koala: Manche Menschen kommen auf die Welt und merken, dass sie im falschen Körper geboren wurden. Ich kam als Klavierspieler auf die Welt, also als Klavierkoala. Dann habe ich entdeckt, dass ich eigentlich Gitarrist bin. Aber ich kann beides sehr gut, das kann ich mit Überzeugung sagen.

Doc: Ja, das mag vielleicht arrogant klingen, aber er ist wirklich sehr talentiert. Und was ist mit Karlin?

Karlin: Ja, ich habe mit 5 Jahren das Klavierspielen gelernt und war ziemlich gut und talentiert darin. Aber ein Klavier kann man nicht so bequem herumtragen und damit Eindruck schinden. Man kann auch nicht gleichzeitig Saxophon spielen und singen, deshalb wurde es die Gitarre, die ich gelegentlich spiele. Ich bin ja der Sänger von Metternich, was für mich eine große Ehre ist.

Wir haben die Band Metternich im Jahr 2017 offiziell gegründet, obwohl sie erstmals im November 2016 urkundlich erwähnt wurde. Der Durchbruch erfolgte jedoch erst im Jahr 2017. Da haben wir gleich fünf Videos veröffentlicht. Das erste war “Da Winta”. Erinnert sich noch jemand daran?

Was ist “Fürstlicher Strizzirock” und wer ist dieser Metternich?

Karlin: “Fürstlicher Strizzirock” ist Rockmusik mit wienerischen Texten. Er beschreibt Szenen aus dem alltäglichen Leben in Wien und wird auf sehr fürstlich und qualitativ performt. Das zeichnet den “Fürstlichen Strizzirock” aus, verstehst du? Vor etwa 200 Jahren gab es tatsächlich einen Fürsten namens Metternich, der zufällig denselben Namen trägt wie unsere Band. Wir haben jedoch beschlossen, unseren Namen nicht zu ändern, da wir bereits recht bekannt sind. Es wäre merkwürdig, wenn plötzlich jemand aus der Vergangenheit auftauchen würde und denselben Namen hat.

Doc: Wenn du weitere Informationen möchtest, gibt es ein Buch mit dem Titel “Der kleine Metternich” von Stefan Müller. In diesem Buch wird auch die Band Metternich erwähnt. In einem Gespräch mit dem Autor haben wir festgestellt, dass die Band Metternich und die historische Figur viele Gemeinsamkeiten haben, was ein Zufall ist.

Zenz: Tatsächlich!

Karlin: Wir haben herausgefunden, dass unsere Lebenswege erstaunlich ähnlich sind. Es geht um die Bestimmung in dieser Welt und das Gefühl, in die falsche Zeit hineingeboren worden zu sein.

Doc: Natürlich ist das Jahr 2023 nicht mehr so “Rock ‘n’ Roll” wie die 1970er Jahre, aber wir machen trotzdem weiter und bleiben unserem Stil treu.

Warum werden die Songs im Dialekt gesungen und nicht auf Englisch oder Hochdeutsch?

Karlin: Wir haben alle Erfahrungen in verschiedenen Bands gesammelt, und nach 15 Jahren, in denen niemand auf Englisch zugehört hat, lag es nahe, zur eigenen Sprache zu wechseln. Und siehe da, es funktioniert!

Was hat es mit dem Koala auf sich?

Koala: Also gut. Ich war am Christkindlmarkt in Wien und habe darüber nachgedacht, dass Metternich quasi eine Art Wappentier braucht, eine Art Galionsfigur des Rock ‘n’ Roll. Der Koala ist vom Aussterben bedroht, genau wie der Rock ‘n’ Roll. Aber tot geglaubte leben länger. Wir schützen den Rock ‘n’ Roll mit unserer Musik. Solange es uns gibt, wird es auch weiterhin Rock ‘n’ Roll geben. Deshalb verkörpere ich als eine Art Symbolfigur des Rock ‘n’ Roll den Koala.

Ihr habt den Wacken Metal Battle 2023 gewonnen und somit auf dem Wacken Festival gespielt. Wie fühlt es sich an, auf einer der größten Metal Festival Bühnen zu spielen?

Doc: Nun, ich kann nur sagen, es war ein großartiges Gefühl.

Karlin: Wahrlich legendär.

Koala: Es war einfach großartig. Das ist definitiv eine Geschichte, die man seinen Enkeln erzählen wird.

Karlin: Um es so auszudrücken: Das letzte bisschen Lampenfieber ist jetzt auch verschwunden.

Doc: Es war auf jeden Fall aufregend, besonders vor einem so großen Publikum.

Koala: Dass Metternich beim Wacken gespielt hat und den Metal Battle gewonnen hat, zeigt, dass Strizzirock nicht eindeutig definierbar ist. Ich würde nicht sagen, dass wir Metal machen, aber es scheint, dass die Metal-Gemeinde unsere Musik scheinbar sehr cool findet.

Karlin: Was uns besonders ehrt, ist die Vielfalt der Veranstaltungen, zu denen wir eingeladen werden. Wir haben auf dem größten Metal-Festival der Welt gespielt und eine Woche später auf dem Weinsommer in Gumpoldskirchen. Wir passen überall hin. Obwohl es auch Leute gibt, die sagen, wir passen nirgendwo hin.

Im Video “Tinderhecht” ist eine fürstliche Location zu sehen. Wie kommt man dazu und wer von euch ist ein richtiger Tinderhecht? 

Zenz: Also, eigentlich sind dort die Wiener Sängerknaben beheimatet, im Palais Augarten.

Doc: Ich habe durch Zufall einen Kontakt hergestellt, der uns den Zugang ermöglicht hat. Das war wirklich cool!

Karlin: Es waren auch gerade Ferien, und die Knaben waren nicht da. Selbst ein Haustechniker muss sich fit halten, und braucht wen der Dreck macht in da Hittn – und wir wollten ein Video drehen. Es passte perfekt. Dass diese Symbiose stattgefunden hat, war wirklich großartig.

Doc: Und die letzte Frage bezüglich des Tinderhechts, oder? Ich wäre ein toller Tinderhecht gewesen, wenn ich auf Tinder gewesen wäre. Aber ich habe das Leben, wie es im Lied beschrieben wird, auch ohne Tinder gemeistert.

Karlin: Ich habe früher bei der Post gearbeitet, mit Briefen, ähnlich wie im Video. Das kommt nicht von ungefähr.

Doc: Ja, ein Hecht war ich fix, aber kein Tinderhecht. Ich habe mir natürlich viele Tinder-Geschichten von anderen Leuten anhören lassen.

Karlin: Andere lassen sich Geschichten erzählen, er lässt sie sich anhören. Wie fürstlich ist das denn bitte?

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein Lied über die Klangfarbe zu schreiben und das Musikvideo dort zu drehen?

Karlin: Ich denke, es war so etwas wie Selbsttherapie, besonders in der zweiten Hälfte des Songs.

Koala: Der Song behandelt im Grunde zwei Themen. Jeder Musiker möchte irgendwie seinen Lebensunterhalt mit seiner Musik verdienen. Das wollte ich von Anfang an auch. Das führte zu zwei Möglichkeiten: Die einen werden Gitarrenlehrer, und die anderen werden Gitarrenverkäufer. Ich wollte immer Gitarrenverkäufer werden, aber es hat nie geklappt. Stattdessen wurde ich Gitarrenlehrer. Der Song ist also auch eine Anekdote über das Leben eines Gitarrenlehrers und die Vorstellung, wie es gewesen wäre, wenn ich als Gitarrenverkäufer bei der Klangfarbe in Wien gearbeitet hätte. Allein wenn ich dort Gitarren einkaufen gehe. Also man kann man sich das vorstellen, wie ich sie in’s Einkaufswagerl packe. Ich denke mir dann, “Oida, die armen Gitarrenverkäufer.” Man muss da einen Song schreiben.

Doc: Meistens sind unsere Songs von tatsächlichen Ereignissen oder Erfahrungen inspiriert.

Koala: Genau, und die Klangfarbe fand den Song ziemlich cool und lud uns ein, das Musikvideo dort zu drehen.

Karlin: Und diese wunderbaren Zitate von “Smoke on the Water” und “Stairway to Heaven”. Ich stelle mir vor, dass es in 10 Jahren ein K-Pop-Lied über Gitarrenverkäufer in Südkorea geben wird, und sie werden das Klangfarbe-Riff spielen, als Hommage natürlich. Das ist eigentlich unser Plan, unser Ziel. Es wird sicherlich gesampelt. Übrigens, der Song war übrigens ein First-Take, genauso wie jeder andere Song von uns.

“Autofoahn” hat auf Spotify über 19.000 Klicks und ist damit euer meistgeklickter Song. Liegt das daran, dass die Wiener das Lied hören, wenn sie im Stau stehen, oder woran könnte das liegen?

Zenz: Es liegt an der Wacken-Playlist. Aber es ist wirklich ein geiler Song.

Doc: Langweilige Antwort!

Karlin: Apropos Wacken: Als ich das Publikum gefragt habe, ob jemand schon einmal mit dem Auto in Wien war, hat jemand im Publikum geschrien: “Orschloch!” Ich glaube, das sagt eigentlich alles über “Autofoahn”.

Wer von euch hat wohl die größte Angst vor dem Zahnarzt?

Doc: Ich glaube, der Koala. Oder der Karlin? Einer von beiden.

Karlin: Ich jetzt nicht mehr, da ich jetzt zu dem Zahnarzt gehe, der im Video zu sehen ist. Das ist der Dr. Gruselglatz.

Doc: Wenn ich ehrlich sein darf, dann war der Text zu “Kontrolltermin” tatsächlich eine Auftragsarbeit, die der Koala an mich, Doc Hubert, gerichtet hat. Genau wie bei “Autofoahn”.

Koala: Und auch bei “Sex mit da Ex”.

Doc:He Doc Hubert, Autofoahn in Wien is so scheiße wir stehen schon wieder im Stau schreib etwas darüber das geht mir auf die Nerven!” Das Gleiche gilt für den Zahnarzt. Koalas haben irgendwie komische Zähne. Er war oft beim Zahnarzt und hatte unangenehme Stunden dort. Also habe ich einen Text über die Angst vor dem Zahnarzt geschrieben.

Karlin: Du hast das wirklich gut gemacht, Mann.

“Oidakalyptus Now” ist euer neuestes Album und wurde am 30.09.2022 veröffentlicht. Wo kann man eure Musik kaufen?

Karlin: Bei uns! Auf unserer Website und natürlich auf unseren Konzerten.

Doc: Also im Internet, in den Stores und allen möglichen Plattenläden, von Eisenstadt bis Wien. Vor allem in gut sortierten Vinylgeschäften.

Was wünscht ihr euch für die österreichische Musikszene?

Doc: Diversität.

Zenz: Meiner Meinung nach besteht die Musikszene heutzutage in Österreich zu oft aus Einheitsbrei.

Karlin: Aber es wird besser!

Doc: Ich kann nicht sagen, ob es besser wird. Wenn ich in Österreich den Radio aufdrehe, dann fehlt viel. Es gibt viele coole Bands in Österreich, die aber meistens in den Untergrund gezwungen werden. In anderen Ländern gibt es Quoten für einheimische Musik. Zum Beispiel hat Frankreich eine Quote von 70%, und Deutschland liegt bei etwa 40%. Dort wird die einheimische Musik gefördert. Egal welchen Radiosender du bei uns aufdrehst, hörst du immer denselben internationalen Pop- und Rock-Einheitsbrei. Österreichische Musik ist meist ein Nischenprogramm, normalerweise zwischen 20 und 22 Uhr. Man wird irgendwie in eine Ecke gedrängt.

Karlin: Ich finde das ein wenig paradox. Es werden oft die gleichen Songs gespielt, die sowieso schon jeder kennt. Wenn ich einen Bon Jovi-Song hören möchte, weiß ich, wo ich ihn finde. Die Aufgabe der Medien sollte eigentlich sein, uns neue und unbekannte Musik näherzubringen, zumindest wenn es um Kultur geht.

Koala: Ich habe kürzlich etwas Interessantes in Social Media verfolgt. Wenn beim Donauinselfest die Headliner bekannt gegeben werden, lese ich gerne die Kommentare. Es gibt oft Hass-Posts wie: “Was für ein Festival ist das? Bekommt ihr keine Bands, die jeder kennt?” Ich denke mir, “Oida, wie cool ist das!” Hier haben Bands die Möglichkeit, auf einer großen Bühne zu spielen, Bands, die nicht dem Mainstream entsprechen. Die Leute hätten die Möglichkeit, neue Bands kennenzulernen. Man sollte auch kleineren Bands wie Metternich die Gelegenheit geben, sich zu beweisen. Wenn du zu deinen Freunden sagst: “He, wer spielt beim Donauinselfest?” und dann sind’s, “Metternich”. “Was?! Metternich?! Die kennt doch keiner!” Geh mal ins “Porgy & Bess”! Ich hasse Jazz, aber was da für Musiker spielen – in ausverkauftem Haus! Die haben was drauf! Leider schaffen es viele von ihnen nicht auf die großen Bühnen. Im Reigen haben mörderische Gitarristen gespielt, die international bekannt sind. Ich habe mir Tickets gesichert, weil ich Angst hatte, dass sie sofort ausverkauft sind. Dann stand ich dort mit 50 anderen Leuten im Publikum und dachte mir, was geht da ab? Geht doch bitte dorthin, die haben richtig was drauf.