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Crowdfleckerl im Interview: Die Wurzeln unserer Songs sollen echt sein

Ein Gespräch über ihre musikalische Reise, die Entstehungsgeschichte und warum die Entscheidung gefallen ist, im Dialekt/Mundart zu singen. 

Eine junge Partie von 3 Burschen aus dem nördlichen Burgenland versucht seit 2016 die Weltherrschaft an sich zu reißen. Was bei minimalistischem Setup in verwinkelten Pubs und Beisln begann, wird nun auf die großen Bühnen des Landes transportiert, ohne dabei die Essenz zu verlieren. Authentizität, Publikumsnähe und purer Spaß an der Sache werden bei Crowdfleckerl nicht nur gepredigt, sondern stellen einen zentralen Aspekt des Konzeptes dar.

“Crowdfleckerl” sind drei Burschen aus’m nördlichen Burgenland. Wo genau und wie habt ihr euch alle kenneng’lernt?

Fuchsi: Ich bin aus Breitenbrunn und dort proben wir auch. Dani kommt ursprünglich aus Winden.

Dani: Wir haben uns, glaube ich, im Jugendkeller in Winden am See kennengelernt. Es war schon immer so, dass ich wusste, dass du (blickt zu Fuchsi) ein begnadeter Schlagzeuger bist. Das war damals sein Markenzeichen und ist es eigentlich heute noch. Tontechniker und Schlagzeuger! Wir haben immer die gleiche Musik gehört, kommen alle aus der Metal-Szene. Fuchsi hatte seine eigene Metal-Band, ich habe damals in einer Metal-Band gespielt und auch Stefan. Aber wir haben nie zusammen musiziert.

Dann haben wir uns irgendwann getroffen, das war 2016 beim “Maibamstön”. Damals war Andi noch der Gitarrist, und ich war mit ihm unterwegs. Da kam uns die Idee, eine Band zu gründen, die einfach in jedem “Beisl” auftreten kann.

Die ursprüngliche Gründungsidee ist jetzt nicht mehr so präsent. Aber damals haben wir Fuchsi als Schlagzeuger gekannt. Da haben wir mit einem Cajón angefangen – rein akustisch – und unser erster Auftritt war im Pur-Pub. Ich erinnere mich noch gut daran, weil dieser Auftritt für mich prägend war.

Damals war es uns schon wichtig – wie der Aufhänger von unserem Namen -, dass wir nicht nur Musik spielen, sondern auch eine besondere Stimmung schaffen. Wir legen großen Wert auf Interaktion mit dem Publikum. Authentizität zu vermitteln, ist dabei eine Herausforderung – aber wir sind sehr authentisch! Das zeigen wir auch unserem Publikum, selbst wenn wir nur “Schmäh führn”.

Crowdfleckerl bei "Music in the City" in Eisenstadt. Foto: Capture the Show

Warum in Mundart bzw. im Dialekt?

Fuchsi: Das is’ einfach die Sprache, wie wir reden.

Dani: Es fühlt sich echter an, wenn man auch so singt wie man spricht. Das ist einfach für einen selbst ehrlicher. Genau so sollten auch die Texte unserer eigenen Songs sein. Sie greifen teilweise aus dem Leben, eigentlich fast alle aus persönlichen Erfahrungen. Wenn ich diese Texte auf Englisch singen würde, hätten wir wahrscheinlich einen größeren Markt, aber es würde diese Echtheit verlieren. Das ist uns wirklich wichtig.

Die Frage habt ihr wahrscheinlich schon oft gehört, ihr wisst wahrscheinlich welche es ist?

Dani: Frage nach dem Namen? (alle lachen)

Fuchsi: Wir essen “Crowdfleckerl” so gern! Die Wahrheit dahinter is, wir haben gebrainstormed und wollten ein bisschen ein Wortspiel einbauen.

Dani: Das ist die Wahrheit! Die Story die wir uns über die Jahre ausgedacht haben ist, dass das Gericht „Crowdfleckerl“ unsere Herkunft und gleichzeitig auch unsere Verbindung mit der Menge am besten repräsentiert.

Am 25.7. habt ihr die neue Single „Nimm da Zeit“ bei einem Interview im ORF 2 präsentiert. Released wurde sie am 07.04.2023. Ihr habt vom Land Burgenland eine Kulturförderung dafür bekommen. Wie fühlt man sich da?

Fuchsi: Unterstützt!

Dani: Es ist schön, wenn das gesehen wird. Wenn man dann vom Land quasi die Anerkennung bekommt, für etwas das eigentlich als Spaßprojekt gestartet hat, das ist schon ganz was feines. Und jetzt pickt da quasi die Flagge vom Land Burgenland drauf.

Die Texte sind direkt aus dem Leben. Die Passage in „Nimm da Zeit“ –  „Schenk da ein nimm da Zeit. Hob ois wos i brauch und schlof trotzdem aufd Nocht no mit Sorgen ein.“ Schreibt ihr die Texte gemeinsam?

Fuchsi: Die haben wir tatsächlich gemeinsam geschrieben. Wir sind zusammen nach Fürstenfeld gefahren und haben dort eine Art Bandurlaub verbracht.

Dani: Wir sind im Auto gefahren, und es war gerade die Zeit, als der Ukraine-Konflikt begonnen hat. Alles war irgendwie negativ geprägt und wir waren im Urlaub und haben uns im Auto gegenseitig “angsudat” und darüber gesprochen, dass wir früher mit 20 oder 15 Jahren diese ganzen Sorgen nicht hatten. Irgendwie war es damals leichter, man hat sich nicht alles so zu Herzen genommen. Liegt das daran, dass die Dinge wirklich so schlimm sind oder sind wir jetzt einfach in einem Alter, in dem man Verantwortung übernehmen muss?

Wir haben jetzt Jobs und es ist jetzt nicht mehr so wie früher, als wir freitags und samstags fortgegangen sind, am Montag vielleicht in die Schule gegangen sind und eine Schularbeit geschrieben haben und “an Fetzn schreiben” weil es eh “scheißegal” ist.

Das war eben die zentrale Frage. Aber immer im Hinterkopf hatten wir: So schlecht geht es uns gar nicht. Wir sind in Österreich, keiner von uns weiß, was Hunger ist, wir haben alle genug Geld für den Urlaub. Aus dieser Überlegung heraus ist dann diese Passage entstanden.

Am 12.09.2020 habt ihr ein Konzert im Bezirk Neusiedl gegeben und 700€ für den Behinderten-Förderungsverein erspielt . Wie kommt man dazu in Zeiten von Corona?

Dani: Der Gig war für Christian Lidy. Er ist der Obmann vom BFV und hat uns die Möglichkeit gegeben, zu spielen. Wir haben bereits mehrere Benefizkonzerte gespielt und gestern haben wir wieder eine Anfrage bekommen, dieses Jahr dabei zu sein.

Wo gibt’s eure Musik zum kaufen? Online, CD, Platte?

Dani: Derzeit nur digital, aber wir haben einen Plan. Wir haben bereits mit Heinz Kovacs vom Monroe Plattenladen in Eisenstadt gesprochen. Er zwingt uns mehr oder weniger, dass wir  eine Platte rausbringen. (lacht). Das ist unser Plan und ein persönliches Ziel von mir – eine Platte mit meiner eigenen Musik in der Hand zu halten.

Was wünscht ihr euch für die österreichische Musikszene?

Dani: Wir wünschen uns faire Gagen, ausreichende Anerkennung und dass der Weg der letzten Jahre fortgeführt wird. Die Entwicklung im Bereich der Mundartmusik und des Austropops ist wirklich vielversprechend. Das ist eine äußerst positive Richtung, der wir treu bleiben sollten.